Herbert Reis    Journalist und Autor

freier Journalist und Autor


Wie arbeiten Blende und Verschluss? 

Blende

Die Blende bezeichnet die Öffnung im Objektiv (erzeugt durch eine anpassbare Fotoblende), durch die Licht in die Kamera gelangt. Die Belichtung des Bilds wird durch eine Kombination von Verschlussgeschwindigkeit und Öffnung der Blende bestimmt. Je größer die Blendenöffnung, desto mehr Licht kann durch das Objektiv gelangen. Die Blendenöffnung wird in Blendenstufen (f-Stops) gemessen. Jede Stufe erhöht bzw. verringert die Lichtmenge um das Doppelte bzw. die Hälfte. Die Blendeneinstellung (Blendenstufe) bestimmt gemeinsam mit der Brennweite des Objektivs die Tiefenschärfe eines Bildes.
 

Der Fotograf passt die Öffnung der Blende durch Einstellen der Blendenstufe an. Eine Blendenstufe bezeichnet das Verhältnis der Brennweite des Objektivs zum Durchmesser der Blendenöffnung. Bei einem 50-mm-Objektiv mit einer Blendenöffnung bis zu einem Durchmesser von 12,5 mm beispielsweise liegt die Blendenstufe bei f4 (50 ÷ 12,5 = 4). Daher gilt: Je größer der numerische Wert der Blendenstufe, desto kleiner die Öffnung der Blende. Die Geschwindigkeit eines Objektivs wird durch die größte Blendenstufe des Objektivs (die kleinste Zahl) bestimmt. Folglich arbeiten Objektive mit größeren Blendenöffnungen schneller.
 

Objektivgeschwindigkeit

Die Geschwindigkeit eines Objektivs wird durch die maximale Lichtmenge bestimmt, die das Objektiv weiterleiten kann – also dem größten Blendenstufenwert. Kann ein Objektiv mehr Licht weiterleiten als andere Objektive derselben Brennweite, so wird dieses Objektiv als schnell bezeichnet. Mit schnellen Objektiven können Fotografen auch bei schlechten Lichtverhältnissen Bilder mit einer höheren Verschlussgeschwindigkeit aufnehmen. Objektive mit maximalen Blendenstufenwerten zwischen f1.0 und f2.8 gelten z. B. als schnell.
 

Tiefenschärfe

Die Tiefenschärfe bezeichnet den Bereich des Bilds, der vom Vordergrund bis zum Hintergrund scharf angezeigt wird. Bestimmt wird die Tiefenschärfe durch eine Kombination der Blendenöffnung und der Brennweite des Objektivs. Eine kleine Blendenöffnung führt zu einer größeren Tiefenschärfe. Durch die Steuerung der Tiefenschärfe kann ein Fotograf auf einfache Weise ein Bild mit der gewünschten Wirkung erstellen.
Anhand einer Verringerung der Tiefenschärfe eines Bilds lässt sich die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das fokussierte Objekt lenken. Oft hilft eine Verringerung der Tiefenschärfe, um Bildstörungen im Hintergrund zu vermeiden. Im Gegensatz dazu ist bei Landschaftsaufnahmen ein Bild mit einer großen Tiefenschärfe optimal. Es macht hier keinen Sinn, die Tiefenschärfe nur auf den Vordergrund zu beschränken.
Teleobjektive (mit großen Brennweiten) haben häufig eine geringe Schärfe, wenn die Blende vollständig geöffnet ist. Dadurch wird die Tiefenschärfe eines Bilds eingeschränkt. Weitwinkelobjektive (mit kleinen Brennweiten) erzeugen in der Regel Bilder mit einer großen Tiefenschärfe, und zwar unabhängig von der Blendenöffnung.
 

Verschluss

Der Verschluss ist ein komplizierter Mechanismus, der genau steuert, wie lange das durch das Objektiv scheinende Licht mit dem digitalen Bildsensor in Kontakt ist. Der Kameraverschluss wird durch eine Auslösetaste aktiviert.
Vor der Einführung der digitalen Fotografie blieb der Verschluss geschlossen, um eine Belichtung des Films zu vermeiden. Abhängig vom Typ des digitalen Bildsensors ist u.U. kein mechanischer Verschluss erforderlich. Im Gegensatz zu einem Verschluss, der Licht durchlässt, das eine chemische Reaktion im Film auslöst, kann der digitale Bildsensor einfach ein- und ausgeschaltet werden.

Verschlussgeschwindigkeit

Die Verschlussgeschwindigkeit bezieht sich auf die Zeitdauer, die der Verschluss geöffnet oder der digitale Bildsensor aktiviert ist. Die Belichtung des Bilds wird durch eine Kombination der Verschlussgeschwindigkeit und der Öffnung der Blende bestimmt.
Die Verschlussgeschwindigkeit wird in Sekundenbruchteilen angegeben, etwa 1/8 oder 1/250. Ähnlich wie bei der Einstellung der Blendenöffnung erfolgt auch die Einstellung der Verschlussgeschwindigkeit in Schritten, die entweder die Hälfte oder das Doppelte der vorherigen Einstellung betragen. 1/60 einer Sekunde ist beispielsweise eine um die Hälfte kürzere Belichtungszeit als 1/30 einer Sekunde, jedoch ungefähr doppelt so viel wie 1/125 einer Sekunde.
Fotografen verwenden die Verschlussgeschwindigkeit häufig, um Bewegung zu vermitteln oder festzuhalten. Ein sich schnell bewegendes Objekt, etwa ein Auto, wird verschwommen dargestellt, wenn es mit einer niedrigen Verschlussgeschwindigkeit wie 1/8 aufgenommen wird. Bei einer hohen Verschlussgeschwindigkeit von etwa 1/1000 wirken die Rotorblätter eines fliegenden Helikopters dagegen wie fixiert.
 

Einsetzen der Reziprozität bei Aufnahme Ihres Bildes

Sie können die Blendenöffnung und Verschlussgeschwindigkeit anpassen, um verschiedene richtig belichtete Bilder zu erstellen. Das Verhältnis zwischen Blende und Verschluss wird als Reziprozität (Wechselwirkung) bezeichnet. Durch die Reziprozität erhält der Fotograf eine Steuerungsmöglichkeit über die Tiefenschärfe des Bilds, die den fokussierten Bildbereich beeinflusst. Damit kann ganz einfach gesteuert werden, auf welchen Teil des Bilds der Betrachter seine Aufmerksamkeit richten soll.
Durch Öffnen der Blende um eine Stufe und Verringern der Verschlussgeschwindigkeit um eine Stufe wird beispielsweise die gleiche Belichtung erreicht. Auch das Schließen der Blende um eine Stufe und Erhöhen der Verschlussgeschwindigkeit um eine Stufe führt zur gleichen Belichtung. Daher entspricht f4 bei 1/90 einer Sekunde der Einstellung f5.6 bei 1/45 einer Sekunde. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Blendeneinstellung und Verschlussgeschwindigkeit der Kamera gemeinsam für die richtige Belichtung eines Bilds sorgen.